Dieses Jahr keine Zeit für Urlaub in Italien? Ich habe da einen Tipp für einen verregneten Sommer: Bianca Palma nimmt Sie mit nach Rom in die engen Gassen, die kleinen Bars und die römische Musikszene. In der neuen Krimireihe rund um den feinsinnigen Commissario Caselli können Sie den Fall mit dem Stadtplan begleiten, so genau erzählt die Autorin vom Geschehen. Sie stehen mit im Stau, Sie sind mitten drin im Palaver, Sie flanieren durch römische Gassen.
Im ersten Roman der neuen Reihe ermittelt der aus Sizilien stammende Caselli hinter den Kulissen von Santa Cecilia, dem Konzerthaus und berühmten Orchester Roms. Er ist ein Mann der leisen Töne und steht zumindest in diesem Roman nicht im Mittelpunkt.
Diesen Part übernimmt eindeutig die deutsche Violinistin mit dem seltsamen Künstlernamen Geraldine Dvorsky . Sie ist jung und schön und steht am Anfang einer glänzenden Karriere, als Sie sich bei einem Autounfall einen komplizierten Bruch im Handgelenk zuzieht. Damit zerbricht auch ihr Lebenstraum und sie verfällt in Melancholie.
Kurze Zeit nach dem Unfall wird der Fahrer des Wagens tot aufgefunden. Er ist an einer Überdosis Drogen gestorben. War es ein Unfall oder Mord? Natürlich wird Geraldine verdächtigt. Caselli beginnt zu ermitteln.
Die Autorin fährt ziemlich viel Personal auf, so dass ich mich bei der Lektüre hin und wieder fragen musste, „wer war jetzt wieder dieser Fulvio?“, „ist David der Geliebte oder dessen Sohn?“ Ich fand es deshalb am Anfang ziemlich schwierig, in die Geschichte einzutauchen. Palma bemüht sehr viel musikalisches Vokabular, was mir manchmal sehr bemüht und zuweilen auch übertrieben vorkam. Hier ein Beispiel, das mich ungewollt zum Lachen brachte: „Sie sah Richards intensiven Blick auf sich gerichtet. Ihre Augen schienen für einen Augenblick ineinander zu versinken, und in ihrem Kopf erklang kraftvoll ein Fis-Moll-Akkord.“
Für die authentische Stimmung lässt die Autorin ganze Sätze italienisch unübersetzt, wenn es sich zum Beispiel um Fragen des Kellners oder um Begrüßungen handelt. Da ich selbst italienisch verstehe, kann ich nicht beurteilen, wie das bei anderen Lesern ankommt.
Insgesamt ein in sich stimmiger Krimi mit überraschenden Wendungen am Schluss. Für Liebhaber des Genres zu empfehlen mit dem Plus an italienischer Lebensart und musikalischem Know-How.
Römische Ermittlungen : ein Fall für Commissario Caselli. Kriminalroman. – Köln: Bastei Lübbe, 2016. – Digitale Originalausg. ; überarb. Neuaufl. von „Römisches Requiem – Commissario Caselli hört Musik“ (Bastei Entertainment). – ISBN 978-3-7325-2618-5